So funktioniert die verteilte Cloud
Hinter dem Begriff verteilte Cloud steckt eine besondere Form vom Cloud Computing. Im Englischen wird von der Distributed Cloud gesprochen. Für Nutzer ist auf den ersten Blick kein Unterschied zu klassischen Cloud-Services erkennbar. Gleichzeitig unterscheidet sich die Architektur hinter diesen Services deutlich von der klassischen Cloud, was für ganz spezifische Eigenschaften sorgt sowie eine Reihe von Vorteilen mit sich bringt.
1 Was genau ist eine verteilte Cloud und wie funktioniert diese?
Klassische Cloud-Services sind nach einem klaren und einfachen Muster aufgebaut. In einem Rechenzentrum befindet sich ein Server beziehungsweise ein Cluster aus Servern. An diesem einen Punkt ist die Anwendung gehostet, die über die Cloud bereitgestellt wird und Anwender speichern ihre Daten auf diesem Server.
Die verteilte Cloud hingegen baut nicht auf einem Rechenzentrum auf, sondern besteht aus mehreren Systemen, die sich an unterschiedlichen Standorten befinden. Alle diese Systeme stellen gemeinsam den spezifischen Service bereit und sind alleine in der Lage, den Dienst bereitzustellen. Über APIs und direkte Verbindungen kommunizieren die Systeme der verteilten Cloud miteinander. Auf diese Weise ist die Synchronisation von Daten und Informationen in Echtzeit gewährleistet.
Bei dieser Form der Architektur lassen sich zudem einzelne Komponenten der Software auf verschiedene Standorte und Systeme verteilen. So findet die Datenverarbeitung in einem Rechenzentrum statt, während ein Teil der Software an einem anderen Ort gehostet wird. Auch hier ermöglicht die Kommunikation via API, dass ein Gesamtkonstrukt entsteht, das von außen als Einzellösung wahrgenommen wird.
Es handelt sich bei dieser Technologie somit um einen alternativen Ansatz zur zentralisierten Cloud. Bei den einzelnen Punkten wird auch von Mikro-Cloud-Satelliten gesprochen. Die Verwaltung der einzelnen Satelliten erfolgt weiterhin zentral über den Anbieter der Cloud-Services oder durch die Nutzer.
2 Diese Vorteile bietet eine Distributed Cloud
Das Konzept der verteilten Cloud bietet eine Reihe von interessanten Aspekten und Vorteilen, die eine klassische Cloud-Infrastruktur so nicht besitzt. Da ist zunächst die erhöhte Ausfallsicherheit. Auch wenn Cloud-Services eine enorm hohe Erreichbarkeit besitzen, gibt es Ereignisse, die die Zuverlässigkeit bedrohen. Dazu gehören zum Beispiel Ausfälle des Netzwerks im oder in der Nähe des Rechenzentrums. Da bei der verteilten Cloud die Dienste jedoch auf mehrere Rechenzentren verteilt sind, beeinflussen solche Probleme die Erreichbarkeit der Services nicht.
Ein weiterer Vorteil ist die verringerte Latenz der Dienste. Die Latenz hängt von der Entfernung zwischen Nutzer und dem Cloud-Standort ab. Bei zentralen Diensten kann es sein, dass sich der Server auf einem anderen Kontinent befindet. Die verteilte Cloud bringt hingegen den Dienst näher an den Nutzer. Damit verringert sich auch die Latenz, was für bestimmte Anwendungen ein wichtiger Aspekt ist.
Damit verbunden ist auch eine verbesserte Anbindung an den Cloud-Dienst. Durch die kurze Entfernung zwischen Nutzer und Rechenzentrum lassen sich oftmals höhere Bandbreiten und zuverlässigere Verbindungen realisieren. Das ist wichtig, wenn größere Datenmenge über das Netzwerk übertragen werden. Durch die höhere Bandbreite gelingen Datenübertragungen schneller. Von Vorteil ist dies zum Beispiel bei Backup-Routinen oder der Übertragung von Videoinhalten mit hoher Auflösung.
Ebenfalls bringt die verteilte Cloud mehr Flexibilität und Möglichkeiten im Bereich der Skalierbarkeit mit sich. Zum einen zählt dazu die Netzwerkbandbreite. Ist die Verbindung zu einem Server ausgelastet, kann die verteilte Cloud auf weitere Verbindungen und Server zurückgreifen und so die Bandbreite dynamisch erhöhen. Zum anderen gilt dies natürlich auch für die Ressourcen im Rechenzentrum. Bei Bedarf lässt sich die Auslastung auf mehrere Server an unterschiedlichen Standorten verteilen. Das beinhaltet auch die Auslagerung von einzelnen Funktionen in spezifische Serverfarmen. Eventuell lassen sich lastintensive Aufgaben dorthin verlagern, wo die Energiekosten niedriger sind oder aktuell mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Das senkt auch die Kosten für den Betrieb der Cloud-Infrastruktur. Von dieser Skalierbarkeit profitieren sowohl Nutzer als auch Betreiber solcher Cloud-Infrastrukturen.
Mit diesen Eigenschaften ist die verteilte Cloud besonders gut für unternehmenskritische Anwendungen geeignet. Die Infrastruktur sorgt für eine besonders hohe Servicequalität (QoS), die für solche Lösungen erforderlich ist.
3 In diesen Szenarien ist der Einsatz der verteilten Cloud sinnvoll
Die verteilte Cloud passt vor allem zu den Anforderungen moderner Unternehmen und IT-Infrastrukturen. Grundsätzlich ist die verteilte Cloud nicht auf bestimmte Anwendungen oder Services beschränkt. So lässt sich jede Form von cloudbasierter Anwendung auf dieser Infrastruktur hosten und diese kann ein breites Spektrum an Aufgaben übernehmen.
Darüber hinaus gibt es spezifische Szenarien, in denen sich der Einsatz der verteilten Cloud besonders anbietet. Ein solcher Fall ist der Umgang mit Daten, die länderspezifischen Gesetzgebungen wie der Europäischen Datenschutzverordnung (DSGVO) unterliegen. Diese und ähnliche Gesetze geben vor, dass persönliche sowie kritische Informationen nur im Wohnsitzland oder innerhalb der EU gespeichert werden dürfen. Eine verteilte Cloud erlaubt es, diese gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen und gleichzeitig eine globale Infrastruktur zu besitzen.
Weiterhin ist die verteilte Cloud besonders für Anwendungen geeignet, deren Erreichbarkeit und Service-Level kritisch für die Unternehmensinfrastruktur sind. Dies können die Webseite oder auch interne Anwendungen für die Kommunikation sowie ähnliche Zwecke sein.
Mit seiner hohen Leistung sowie der Möglichkeit, regional Inhalte auszuspielen, ist die verteilte Cloud zudem prädestiniert für das Streaming von Videoinhalten. Das Streaming von Videos mit hoher Datenrate erzeugt besonders hohen Verkehr. Gerade die Konsumenten der Videoinhalte profitieren davon, wenn ein Server im eigenen Land oder zumindest auf dem eigenen Kontinent die Inhalte bereitstellt. Auch kann die verteilte Cloud mit ihrer Leistungsfähigkeit eine größere Anzahl von Streaming-Konsumenten problemlos bedienen.
4 Die Bedeutung der verteilten Cloud für die Infrastruktur von Unternehmen in der Zukunft
Diese Form der Architektur von Cloud Computing kann eine zentrale Rolle dabei spielen, die aktuellen Herausforderungen von Unternehmen zu lösen, wenn es darum geht, eine zukunftsfähige sowie sichere IT-Infrastruktur aufzubauen.
Zum einen benötigen Unternehmen zuverlässige und sichere Cloud-Dienste. Zum anderen ist es wichtig, ein dynamisches Umfeld zu besitzen, das zumindest temporär mit einer hohen Netzwerkbelastung umgehen kann. Mit Blick auf die Zukunft ist grundsätzlich davon auszugehen, dass die Anforderungen an die Bandbreite noch weiter steigen, was Cloud-Software betrifft. Die verteilte Cloud deckt beide dieser Aufgaben ab.
Bei der Wahl von Cloud-Services sind Unternehmen also gut beraten, sich bei Bedarf gezielt für die Distributed Cloud zu entscheiden. IT-Dienstleister wie TelemaxX sind in der Lage, beim Aufbau solcher Infrastrukturen zu helfen beziehungsweise entsprechende Services von Drittanbietern zu empfehlen. Damit entsteht eine flexible Cloud-Infrastruktur, die gegenüber klassischen Strukturen noch mehr Vorteile bereitstellt.