Tier-Stufen in Rechenzentren – was hat es mit dieser Klassifizierung auf sich?
In vielen Fällen werben Betreiber von Rechenzentrum mit einer Tier-Stufe. Nicht immer ist klar ersichtlich, welche Bedeutung dieses Tier hat und wo die Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Stufen liegen. Ein Überblick über die verschiedenen Tier-Level und deren Bedeutung.
1 Die verschiedenen Stufen von Tiers in Rechenzentren
Das Rechenzentrum ist in der IT das Herzstück der Infrastruktur. Hier befinden sich die Server, die unterschiedlichste Anwendungen für Unternehmen und Organisationen bereitstellen. Immer mehr Dienste sind darauf ausgelegt, zentral in einem Rechenzentrum zu laufen und die Services über die Cloud beziehungsweise das Internet bereitzustellen.
In diesen Umgebungen laufen unterschiedlichste Anwendungen, die teilweise sehr verschiedene Ansprüche besitzen. Hier geht es um Faktoren wie Leistung, Sicherheit und Erreichbarkeit. Grundsätzlich gilt natürlich, dass im optimalen Fall die Server im Rechenzentrum immer erreichbar sind. In der Realität gibt es jedoch immer wieder Ausfälle, die gerade bei kritischen Services sehr unangenehm sind.
Da es für Nutzer schwer ist, die Zuverlässigkeit eines Rechenzentrums zu bewerten, hat das Uptime Institute aus den USA eine Einstufung nach Ebenen eingeführt und bezeichnet diese als Tier. Die Einstufung eines Rechenzentrums in ein Tier ist also eine unabhängige Möglichkeit, die Erreichbarkeit der Server eines bestimmten Anbieters zu bewerten. Die Klassifizierung bei Tier erfolgt in vier Stufen. Jedes Level hat klare Kriterien und bewertet eine Reihe von Faktoren. Zu diesen zählen:
- Erreichbarkeit im Jahresmittel
- Redundanz
- Fehlertoleranz
- Klimatisierung
- Notstromversorgung
Rechenzentrum Tier 1 – diese Anforderungen gelten hier
Das Tier 1 stellt den Einstieg in die Klassifizierung dar. Hier gelten die niedrigsten Ansprüche, die dennoch eine Hürde darstellen und nicht von allen Rechenzentren erfüllt werden. Bezüglich der Erreichbarkeit muss ein solches Rechenzentrum im Tier 1 einen Wert von 99,671 Prozent erreichen. Was auf den ersten Blick sehr hoch klingt, bedeutet eine tolerierbare Ausfallzeit auf das Kalenderjahr gerechnet von maximal 28,8 Stunden.
Ein solches Rechenzentrum muss keine Redundanz der Komponenten und Systeme bieten. Ebenfalls ist keine Klimatisierung vorgeschrieben, die Entwärmungsleistung muss 220 bis 320 Watt pro Quadratmeter Fläche betragen. Ebenfalls ist keine eigene Notstromversorgung in diesem Tier vorgesehen.
Tier 2 – Infrastruktur für nicht unternehmenskritische Anwendungen
Bei Rechenzentren der Stufe 2 muss eine Erreichbarkeit von 99,749 Prozent gewährleistet sein. Das entspricht einer maximalen Ausfallzeit von 22 Stunden über das Jahr gerechnet. Bei der IT sind Komponenten vorgeschrieben, die für eine Redundanz sorgen. Der Vorteil von redundanter Technik ist, dass bei einem Ausfall einer Hardwarekomponente wie einem Netzteil ein anderes Netzteil verzögerungsfrei die Versorgung übernimmt. Der Dienst fällt also durch einen Hardwaredefekt nicht aus. Eine Klimatisierung ist vorhanden, die Leistung liegt zwischen 430 und 540 Watt pro Quadratmeter.
Tier 3 – erhöhte Zuverlässigkeit und Sicherung gegen Ausfälle
Das Tier 3 erfüllt eine Reihe von höheren Ansprüchen. Dazu zählt in erster Linie die hohe Ausfallsicherheit. Maximal 1,6 Stunden pro Jahr dürfen die Dienste ausfallen, was einer Verfügbarkeit von 99,982 Prozent entspricht. Dies wird unter anderem durch Redundanz und Vorkehrungen erreicht, um Wartungsarbeiten an den Systemen im laufenden Betrieb durchzuführen. So unterbricht eine geplante oder ungeplante Wartung nicht die Erreichbarkeit der Server.
Auf Tier 3 sind nicht nur die Server redundant ausgelegt, sondern auch die Stromversorgung sowie die Klimatisierung. So besitzen solche Datencenter ein Notstromaggregat oder ein USP, um Stromausfälle mit eigenen Mitteln zu überbrücken. Dadurch verkürzen sich Zeiten eines Ausfalls oder können gar komplett vermieden werden. Viele Anbieter haben ihre Datacenter heutzutage auf dieses Niveau angehoben, sodass dies ein weitverbreiteter Standard ist.
Tier 4 – diese Bedeutung hat die höchste Stufe von Rechenzentren
Das Tier 4 ist die höchste Stufe im System des Uptime Institutes. Dementsprechend herrschen hier die höchsten Ansprüche an die Infrastruktur. Ein Rechenzentrum mit diesem Tier besitzt das Prädikat hochverfügbar und hat somit eine besonders hohe Uptime. Die Verfügbarkeit muss mindestens 99,995 Prozent im Jahresdurchschnitt betragen. Das entspricht einer Ausfallzeit von höchstens 0,8 Stunden über das gesamte Jahr.
Auf diesem Tier ist eine zweifache Redundanz für alle Komponenten vorgeschrieben. Das betrifft Systeme, Stromversorgung, Klimatisierung, Netzwerke und alle anderen Punkte. Somit ist kein Single Point of Failure mehr vorhanden, was bedeutet, dass ein Ausfall egal welcher Technik keinen Einfluss auf die Betriebszeit hat. Die Klimatisierung ist auf mehr als 1.620 Watt pro Quadratmeter Fläche ausgelegt und hält somit selbst an heißesten Sommertagen die Innenräume kühl.
2 Tier und TSI – das sind die Unterschiede bei den Zertifizierungen
TSI ist die Abkürzung für Trusted Site Infrastructure. Es handelt sich hier um eine Zertifizierung, die im Jahre 2001 eingeführt wurde und ebenfalls die Performance von Rechenzentren einstuft. Auch hier gibt es vier Klassen und TSI bewertet die Rechenzentren nach einem eigenen Kriterienkatalog, dem TSI.STANDARD. Ausschlaggebende Punkte sich auch hier die physische Sicherheit sowie die Verfügbarkeit, also ähnliche Punkte wie bei Tier.
Während Tier ein weltweit anerkannter Standard ist, fokussiert sich TSI auf den deutschen Markt. Viele Rechenzentren in Deutschland sind aus diesem Grund nach TSI zertifiziert. Die Zertifizierung umfasst eine Konformitätsbewertung, bei der alle Punkte des Kriterienkatalogs geprüft werden. Die TSI-Zertifizierung führt der TÜV-Süd durch, sodass es sich ebenfalls um eine vertrauenswürdige und unabhängige Prüforganisation handelt. Während der Zertifizierung prüft der TÜV Süd die technischen Konzepte und führt eine Kontrolle des Standorts durch. Dabei prüft der TÜV die folgenden Punkte:
- Versorgungswege für Strom und Klimatisierung
- Systemredundanzen
- Einbruchsschutz und Zugangskontrollen
- Brandschutz
- Klimatisierung
- Dokumentation
3 Ausfallsicherheit spielt eine wichtige Rolle bei der Wahl des Rechenzentrums
Tier und TSI und zwei hilfreiche Zertifizierungen, mit denen Unternehmen einschätzen, was sie von einem Dienstleister und dem Rechenzentrum erwarten können. Gerade bei der Suche nach einem Server für kritische Anwendungen, bei denen die Uptime entscheidend ist und ein Ausfall möglichst ausgeschlossen werden soll, ist es wichtig, auf Dienstleister mit zuverlässigen Services zu setzen. Kompetente Dienstleister mit professionellen Rechenzentren listen die Zertifizierungen auf der eigenen Webseite.
Das Rechenzentrum der TelemaxX besitzt beispielsweise die Zertifizierungen nach dem TSI.Standard V4.3 Level 3 sowie die TÜVIT DIN EN50600. Damit eignet sich das Rechenzentrum von TelemaxX für das Hosting von Anwendungen, bei denen die Erreichbarkeit eine hohe Priorität hat.
Die Entscheidung, welche Klasse von Tier oder TSI Unternehmen wählen, hängt von mehreren Faktoren ab. Es gilt, die Kosten mit dem Nutzen sowie den eigenen Anforderungen abzuwiegen. Durch den höheren Aufwand bei der Verwaltung sowie die Kosten für die Redundanz ist ein Rechenzentrum mit Tier 3 oder 4 dementsprechend teurer als Alternativen auf den Ebenen darunter. Unternehmenskritische Anwendungen sollten grundsätzlich in einem Rechenzentrum vom Tier 3 beziehungsweise TSI Level 3 oder darüber gehostet werden.
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